Welcher Blogger hat nicht schon mal so einen tollen, vernünftigen Twitterartikel verfasst? Jetzt bin ich dran. Ich hüte mich aber vor all den tollen Erfolgsversprechen. Den zwanzig Tipps für mehr Folgende. Den must-have Tools für das erfolgreiche Verwalten oder Posten. Nö. Da kann ich gar nicht mithalten. Mir sind einfach ein paar Dinge aufgefallen und ich warte nur darauf, sie auch im richtigen Leben einmal zu hören.
Die Hundertvierziger-Sprache hat einige Besonderheiten.
Sprachspiel
Hier wird wieder klar, wie aufmerksamkeitsheischend eine so kleine Angelegenheit wie Twitter sein kann. @derdings liefert ein mögliches Muster.
Aufhebung – elliptische Negation
Ironie ist schlecht transportierbar. Zumindest muss man mit zahlreichen humorfreien Zeitgenossen rechnen. Im Hundertvierzigerstrudel löst sich eine Bemerkung einfach mit dem „Nicht“ am Ende einer langen Behauptung auf. Die NICHT_Verneinung von @nordfischbaby.
Ich frage für
Die einen Fragen nach Essen für ihren hungrigen Magen. Andere fragen für eine andere Person, ganz im Stile des „ist-nicht-für-mich“. Das „Ich-frage-für“ hat trotzdem immer diese selbsterklärende Funktion.
@pathosgalore
Hashtag
Den Hashtag verwendet so mancher auch als Erklärung des Gesagten. Ein kryptischer Satz und dann die Erklärung in einem Wort.
Beispiele wären à la: „Hassbrief geschrieben. #Exfreundin“
Oder er hier: „Hurz“ #ard
Oder dieser von @muffutz
Oder dieser hier von@karstenloh
Sollten wir uns also vor der allmäligen Verkürzung der Gedanken hüten – begründet durch die verkürzten Ausdrucksmöglichkeiten? Oder: wenn alles kürzer wird, ist das nur ein Abbild der herrschenden Ausdrucksrealität.