Tanztheater. Bei dem Wort kann sich so manche*r Zeitgenoss*in spontan in eine Schreckstarre flüchten. Ich hatte lange Zeit ebenso nur diffuse Vorstellungen von „Tanztheater“.
In Bremen haben wir das Glück, mit Unusual Symptoms eine Tanzcompagnie im Theater Bremen verpflichtet zu haben, die neben bewährten Fans auch neue Leute anziehen kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass jegliche Zweifler*innen nach einem Besuch in einem der Stücke der Kompagnie anders über „Tanztheater“ denken.
Laut Beschreibung haben wir mit Maiden Hair ein Stück über die Liebe, das Verlieren ebenjener und den Struggle im Allgemeinen.
Von der Frauenrolle – war das jetzt feministisch oder nicht?
Es gibt die besonderen Momente im Stück. Die Aggression. Und da verschiebt sich etwas. Der Mann wird angegriffen. Jeglicher Mann. Anfangs spielen zwei Frauen mit einem Mann. Halten ihn zum Narren. Er sträubt sich. Sie gewinnen. Er windet sich gegenüber der unsichtbaren Macht.
Das Zwischenmenschliche wird so wechselhaft und wogend beschrieben. Ist es beliebig? Welcher Mann? Welche Frau? Zwei Männer, zwei Frauen. Und immer wieder der Abgewiesene. Und das Begehren für jemanden, der nichts für einen übrighat. Der Verrat. Die Enttäuschung. Niedliche Marylin-Püppi, resolute Frau in Schwarz, flatterhafte Frau in Blau, neurotisches Unschuldslamm in Weiß.
Das Begehren, der Balztanz. Es ist da und wir bemüht. Nicht zuletzt auch durch verschiedene pulsierende Soundkulissen. Der Sound nicht nicht nur Kulisse. Nein, die Musik ist moderne Gefährtin. Wirkt vertraut. Als Britpop-Beiwerk, Noise-Fata-Morgana, Jazz-Swing-Charleston-Motor, Ragga-Bassrolle.
Die Frauen sind verschieden. Aber sie sind nie schwach. Sie kämpfen gegen einander. Nie habe ich so viel Aggression gegen die Männer von Frauen aus gesehen. Sie spielen mit den Symbolen der Männlichkeit. Die Kraft. Die Macht. Eine männliche Form der Bekreuzigung performt die Frau. Sie nimmt die Haare der anderen Frau. Bildet Schamhaar, Schnurrbart, Achselhaar. Sie sind empowert.
Besetzung
mit: Laura Börtlein
Marie-Laure Fiaux, Gabrio Gabrielli, Johann Geides, Pilgyun Jeong, Raymond Liew, Alexandra Llorens, Nora Ronge, Antonio Stella
Choreographie Samir Akika
Austattung Nanako Oizumi
Musik jayrope, Simon Camatta, Stefan Kirchhoff
Licht Frédéric Dautier
Dramaturgie Gregor Runge
2 Kommentare
[…] Stück The Maidenhair Tree & The Silver Apricot (hierzu gibt es noch einen ausführlichen Blogpost) 4. jazzahead Clubnight am 23. April 5. Bremer […]
[…] in der Wochenmitte. Eine ausgiebige Rezi dazu habe ich schon einmal separat für Euch vorbereitet. Oder doch lieber Musik am Mittwoch? Eine meiner zuverlässigsten, stilsichersten Konzert- und […]