Neulich vor dem Bildschirm entdeckt. Die Serie Mr. Robot. Die erste Folge hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Der Hacker Elliot malocht tagsüber in einer Sicherheitsfirma und hackt sich nachts in das Leben anderer. Er nennt es Menschen lesen. Aus all den digitalen versteckten und offenen Hinweisen macht sich Elliot ein Bild und schreitet zuweilen wie ein Schutzengel ein. So ganz rosig ist das alles gar nicht. Seine Kindheit war nicht sonderlich leicht. Der Vater stirbt früh und tragisch. Die Mutter verarbeitet den Verlust durch besondere Boshaftigkeit. Elliot fühlt sich in Menschenmengen unwohl, er will nicht angefasst werden. Regelmäßig plagen ihn Angstzustände, die er mit Drogen zu bekämpfen versucht. Seine Sandkastenfreundin hat ihn in diese Sicherheitsfirma geholt. Da sitzt er nun und arbeitet für den Großkunden E-Corp. Evil Corp nennt er die Firma in seinen inneren Monologen. Überhaupt hält er den Alltag nur durch den ständigen Dialog mit seiner inneren Stimme aus.
Plötzlich trifft er Mr. Robot, der ihn in eine neue Dimension mitnimmt.
Revolution durch Hackerangriff?
Das Stück
Eine runde, zuweilen rotierende Platform, Glühbirnen und alle acht Personen im Kreis. Die Welt dreht sich. Mal drehen sich die Schauspieler zu sich zum Publikum. Eine Stunde Herr Robot. Das ist hastig, das ist Tempo. Die erste Staffel und wohl auch große Teile der zweiten sind in jene 60 Minuten gepresst. Dialog und Sprechgesang müssen samt instrumentaler Untermalung eine ganz komplexe Geschichte abbilden. Und: es gelingt. Die Monologe werden plastisch. Die Musik, der Sprechgesang zu bekannten Chartmelodien mit Robot-Inhalt ist genial und wirkt überhaupt nie albern. Ein Hacker-Angriff wird so wunderbar in einem schnellen Hallo-Wechsel dargestellt. Nadine Geyersbach spielt Elliot mit umwerfender Präzision, so selbstverständlich und dem Serien-Elliot nah. Verena Reichardt nimmt alle Facetten des E-Corp Chefs mit. Grandioser Bart und knackige Konter kommen da aus der E-Corp Chefetge. Fania Sorel,die Sandkastenfreundin, der Serienfigur so nah, Justus Ritter, der ambitionierte Tyrell mit starken American Psycho Alluren wirkt freundlich und furchteinflößend zugleich. Robin Sondermann als Mr. Robot authentisch im dynamischen Fluss und Herrn Slater in nichts nachstehend. Mathhieu Svetchine so milde und gleichzeitig nervenaufreibend wie der Serien-Allsafe-Gideon.
Spannung? Fragen? Also?
Möchtest du eine Null oder eine Eins sein? Entscheide dich! Sprach Monsieur Robot.
Vor dem Theaterbesuch begab ich mich in das zeitlich unlösbare Unterfangen, zwei Staffeln vorbereitend zum Stück zu sehen. Der Anfang war so spannend und gleichzeitig konnte ich es nicht aushalten, zu lange auf den Theaterbesuch zu warten. Was soll eine da tun? Ich habe die erste Staffel und den Anfang der zweiten vor dem Theaterbesuch noch „konsumieren“ können. Lohnt sich der Besuch für Kenner oder eher gerade nicht. Es lohnt sich für beide Seiten.
Ja! Eine mutige, moderne Bearbeitung hat das Theater Bremen da auf den Spielplan gebracht. Viel Musik ohne Musical und echte Geschwindigkeit ohne Special Effects. Allein die Spannung zwischen den Figuren lässt das Publikum durch die sechzig Minuten rasen. Achtung: wer die Serie noch nicht komplett gesehen hat, wird leider einige Spannungsmomente durch den Theaterbesuch hingeben müssen. Das ist es aber wert.
Besetzung Mr. Robot
Fania Sorel, Nadine Geyersbach, Irene Kleinschmidt, Matthias Krieg, Siegfried W. Maschek, Verena Reichhardt, Justus Ritter, Robin Sondermann, Matthieu Svetchine
Regie Felix Rothenhäusler
Musik Matthias Krieg
Text Jan Eichberg
Bühne Katharina Pia Schütz
Kostüme Elke von Sivers
Licht Christian Kemmetmüller
Dramaturgie Marianne Seidler
Termine
Sonntag, 05. März 2017, 18:30 Uhr
Freitag, 31. März 2017, 20:00 Uhr
Freitag, 28. April 2017, 20:00 Uhr
Sonntag, 30. April 2017, 18:30 Uhr
Donnerstag, 23. November 2017, 20:00 Uhr
Freitag, 01. Dezember 2017, 20:00 – 20:55 Uhr
Sonntag, 28. Januar 2018, 18:30 Uhr
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