Szenen im Hochhaus. Nein, kein Spuk im Hochhaus. Das freistehende Hochhaus als Obelisk der Integration und Verständigung. Nein. Der Solitär, jenes einzelne viel-geschössige Hochhaus lässt die Leute unter sich. Eng beieinander haben sie doch so verschiedene Träume. Ruhm, Geld, Auto. Oder ganz anders. Saschas Träume gehen in eine andere Richtung. Erstens: den Stiefvater Vadim ermorden und damit den Mord ihrer Mutter rächen. Zweitens: ein Buch über die ihre Mutter schreiben. Sascha bewegt sich zwischen den anderen deutsch-russischen Bewohner*innen des Hochhauses. Der angrenzende Scherbenpark bildet tagsüber den Hotspot und strotzt nur so vor Aggression in unterdrückter und nicht-unterdrückter Form.
Saschas will da raus. Sie ist gut in der Schule, Mathe, Physik.
Alles wird gut
Ja, am Ende wird alles gut. Sascha muss keine Mörderin werden. Vielleicht kann sie sich weiter in beiden Welten, also in der Ressortleiterwelt und der Hochhauswelt, bewegen. Bei näherer Betrachtung ist das Leben der anderen auch nicht rosig. Den Weg dahin möchte ich nicht beschreiben, denn das Stück sollte man selbst sehen. Ich habe mich gefreut, wieder einmal Russisch zu hören und auch das ein oder andere Wort verstanden, aber keine Angst, Scherbenpark kann auch ohne Russischkenntnisse genossen werden. Der Mischmasch mit paraphrasierten Übersetzungen versetzt die Zuschauer*innen sowieso mal wieder in die Lage, fremd zu sein und nur so halb kein Wort verstehen. Auf der Bühne passiert viel. Musik und Bühnenbild sind ziemlich clever integriert und doch ist es relativ minimalistisch.
Scherbenpark bring mich in einigen Momenten zum Lachen, Nachdenken ja traurigen Grübeln. Ich bin sauer auf einige Figuren und kann ihnen am Ende doch nicht böse sein. So einfach ist das Leben doch nicht. Ob nun alles gut wird oder nicht. Hoffentlich schaffe ich es noch mal ins Stück.
Einen Hinweis möchte ich noch geben. Am 30. August findet eine Lesung mit Alina Bronsky im Theater Bremen statt. Sie schrieb die gleichnamige Romanvorlage zum Stück.
Besetzung
Sascha Anna Klimovitskaya
Volker Guido Gallmann
Felix Justus Ritter
Mama Kira Petrov
Scherbenpark-Gang: Alexander Pastuchov, Maciej Tyrakowski, Michael Alexandrovsky, Evelin Lemmer, Alexandra Schewelew
Regie Ralf Siebelt
Ausstattung Iris Holstein
Musik Jojo Büld
Licht Christopher Moos
Termine
Mittwoch, 31. Januar 2018, 20:00 Uhr
Montag, 19. Februar 2018, 20:00 Uhr
Dienstag, 20. Februar 2018, 11:00 Uhr
Sonntag, 03. Juni 2018, 18:30 – 20:15 Uhr / Zum letzten Mal
Und den russischen Stadtmusikanten-Hinweis hätte ich auch ohne das Stück nie bekommen.
1 Kommentar
[…] begeben. Die Weserfähre macht das Hinkommen besonders schön. Am Sonntag zeigt das Theater Bremen Scherbenpark, ich war auf der Premiere. Lohnt […]