Rauschende Dialoge mit präzisen Gegenwartssprüngen. Außer Atem durch zwei griechische Stoffe. Meta, meta im Stück. Die sehr sehenswerte Inszenierung von Ödipus & Antigone in einem Stück am Theater Bremen. Der Untertitel Familienaufstellung ist nicht untertrieben. Es wird rasant und gemütlich ungemütlich. Jene, die mit diesem Stück ihre erste Begegnung mit antikem Stoff haben, werden danach nicht davon ablassen. Alle anderen werden sich wieder auf die Route begeben. Versprochen <3. Zwei in einem Stück. Die Stoffe der beiden Stücke Ödipus und Antigone versammeln sich an einem pastellenem Setting. Das Schlafzimmer. Sammelpunkt der Clique aus Ismene, Iokaste, Antigone, Ödipus, Theresias, Kreon und Haimon. Es stößt uns auf, nein nicht ein Wohnzimmer mit gekacheltem Couchtisch, gleich das Schlafzimmer. Auch hier könnte man sich den Flachbild-Fernseher mit Ambilight vorstellen. Verklärt schauen sie uns an. Wir sind ihr Fernseher, die Welt nach draussen und alles muss schnell gehen. Sie könnten sich fast gegenseitig Sprachnachrichten schicken und das Handy dabei so bescheuert halten. Ist aber nicht so. Der Rhythmus der Gitarre gibt das Tempo vor. Oder treibt sie an? Wir sind im flachsigen Schlagabtausch zwischen ihnen. Die Enthüllung kommt nur langsam. Und in anderer Ebene kommt die Geschichte in all ihren Bedeutungen hervor. Die Umgangssprache der Dialoge wechselt in die traditionelle Übersetzung des Stoffes und wieder zurück. Ein Stakkato aus Tragik, Liebe, Macht, Abgründen, Schuld, Gerechtigkeit. Siebzig Minuten lang werden wir mitgerissen von der Geschichte. Nichts ist statisch und doch bleiben alle mehr oder weniger an einem Ort. Es ist bunt und gleichzeitig traurig. Mit Spannung und Magie passiert hier unglaubliches Theater, dass unsere Vorstellung fordert und uns in den Strudel der Vorstellung hineinzieht. Ohne Zeigefinger oder Brechstange. Wir können nicht anders, als uns darauf einlassen. Alle Ausflüge in den Gegenwartsbezug fühlen sich richtig an. Nichts peinlich und gleichzeitig gelingt es, dem Faden der tatsächlichen Geschichte zu folgen. Großartige Kostüme noch dazu: ein Griff in die Hipstertrick-Kiste. Bewundernswert.
Also: Keine Angst vor Sophokles. Lasst euch auf einen rauschenden Dialogstrudel ein und schaut mal dieses Stück aus zwei Stücken: Ödipus/Antigone.
Termine
Weitere Infos und Termine auf der Seite vom Theater Bremen.
Donnerstag, 18. Januar 2018, 20:00 Uhr
Sonntag, 21. Januar 2018, 18:30 Uhr
Sonntag, 11. Februar 2018, 18:30 Uhr
Freitag, 23. Februar 2018, 20:00 Uhr
Sonntag, 11. März 2018, 18:30 – 19:40 Uhr
Samstag, 07. April 2018, 20:00 – 21:10 Uhr
Mittwoch, 25. April 2018, 20:00 – 21:10 Uhr
Sonntag, 01. Juli 2018, 18:30 Uhr / Zum letzten Mal
Besetzung
Ismene Annemaaike Bakker
Iokaste Verena Reichhardt
Antigone Mirjam Rast
Ödipus Johannes Kühn
Theresias Siegfried W. Maschek
Kreon Robin Sondermann
Haimon Bastian Hagen
Regie Felix Rothenhäusler
Bühnenbild Katharina Pia Schütz
Kostüme Elke von Sivers
Musik Matthias Krieg
Licht Christian Kemmetmüller
Dramaturgie Akin Emanuel Sipal
Ich danke dem Theater Bremen für die Einladung zum Stück.
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