Huckleberry Finn und Jim sind unterwegs. Auf dem Weg in die Freiheit. Auf einem Floß soll es den Mississippi flußaufwärts nach Ohio gehen. Aus dem Joch der Sklaverei in die Welt, in der Menschen jeder Hautfarbe in Freiheit leben können. Eigentlich flieht Huck vor seinem Vater und Jim vor der herrschenden Sklaverei. Ihre Flucht bleibt nicht unbemerkt und so sind ihnen Kopfgeldjäger auf der Spur. Das Floß strandet. Gerade auch in dem Moment, in dem der Proviant knapp wird. An Land treffen sie Cordelia. Cordelia ist eine Theaterdirektorentochter und Teil des restlichen, maroden Theaterensembles. Ihre Geschichte inspiriert das Ensemble zu einem neuen Stück, das hoffentlich auch für Huck und Jim genügend Dampfergeld nach Ohio einbringt. Hauptsache nur, der verarmte Theaterdirektor erfährt nichts über das Kopfgeld und kommt in Versuchung, das flüchtende Gespann zu verraten.
So weit die grobe Geschichte.
Was aber auch geschieht: vor dem Stück redet der Schauspieler Simon Zigah, der gleichzeitig den Jim spielen wird, über Sklaverei. Erklärt, dass Menschen, andere Menschen verkauft haben und das dies noch heute geschieht. Für viele Kinder wird das der erste Berührungspunkt mit der Thematik sein. Gefühle wie Unglauben und tiefe Ungerechtigkeit und Solidarität machen sich bei über Sechsjährigen breit. Dieser gesellschaftliche Rahmen umschließt das Stück. Es ist nicht nur ein Abenteuer und ein irgendwie gutes Ende, es ist auch eine Entscheidung, sich mit Kolonialismus zu beschäftigen. Ein erster Einstieg hierzu.
Und sonst?
Ein wunderbares Stück, dass neben der Erzählung, dem ernsten Blick auf Sklaverei auch eine selbstreferentielle Hommage an den Theaterbetrieb. Zitate wie „Im Theater dauert alles immer drei Minuten“ oder „Rattenklappe“. Eltern werden vielleicht das erste Gespräch zu Sklaverei und Menschenrechten mit ihren Kindern (Stück ab 6 Jahren) führen. Die kindlichen Gedanken zur unfassbaren Ungerechtigkeit werden sich neu ins Erwachsenenherz eingraben. Ich persönlich war sehr beeindruckt über die Art der Einführung und darüber, dass dieses Thema so direkt gleich zum Start des Stückes angesprochen wird. Insgesamt ist „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ ein richtiges Erlebnis. Mit Höhen, Tiefen. Das Bühnenbild mit so vielen Möglichkeiten, die Weite, die sehr deutlich wird und nicht zu vergessen: die Musik. Die Musiker*innen sind nicht nur Begleitung, nein, sie sind im zweiten Teil noch mehr integriert und so charmant und unmöglich wegzudenken. Überhaupt läßt die Besetzung (Kinder-)Herzen höher schlagen.
Teil eins, Tom Sawyer, hat mehr Krimi und viel Aufregung einen Song, den eine*r noch nach der Vorstellung weitersummt, Teil zwei geht tiefer und ist unbedingt sehenswert. Die Katzentasche hat es in den zweiten Teil geschafft. Hihi.
Besetzung
Mit: Alexander Angeletta
Guido Gallmann, Mirjam Rast, Susanne Schrader, Simon Zigah
Band: Andy Einhorn, Marlene Glaß, Jan-Sebastian Weichsel
Regie Klaus Schumacher
Bühne Katrin Plötzky
Kostüme Karen Simon
Komposition und Musikalische Leitung Andy Einhorn
Licht Christopher Moos
Dramaturgie Regula Schröter
Termine
Theater am Goetheplatz, Karten
Donnerstag, 10. Januar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Freitag, 11. Januar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Sonntag, 13. Januar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Montag, 14. Januar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Montag, 28. Januar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Dienstag, 29. Januar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Montag, 04. Februar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Mittwoch, 06. Februar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Donnerstag, 07. Februar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Sonntag, 10. Februar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Montag, 11. Februar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Donnerstag, 28. Februar 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Sonntag, 03. März 2019, 11:00 – 12:10 Uhr
Freitag, 15. März 2019, 10:00 – 11:10 Uhr
Sonntag, 17. März 2019, 10:00 – 11:15 Uhr / Zum letzten Mal
PS: Danke Cornelia äh Cordelia ähm Miriam Rast und Simon fürs Autogramm. <3
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