Ohne Sorge in das Wochenende gehen. Kein Herbstspaziergang im legendären Park. Die Sans Souci kommt über die Weser zu mir und soll alle Sorgen gefälligst mitnehmen.
Blumenbrigadière
Wenn man hedonistisch im Nähen ist, so wie ich, dann eckt man schon das ein oder andere Mal an. Furchtlos stelle ich mich einem Jerseystoff und nehme es nicht so genau. Da schockiere ich gern mal eingefleischte Näherinnen. Egal. Zwischendurch lerne ich im Nähkurs dann doch mal ein paar Kniffe. Diese Bluse von Stine Goya aus der Cut 11 hat mich sowieso gleich angesprochen. Den Schnitt musste ich einfach nachnähen.
Der Stoff kommt von meiner Oma, aus einen Schrank. Alt und mit wunderbarem Muster. Ich finde, eine Art Krawattenstoff ist das.
Jetzt bin ich einem Franzbrötchentipp gefolgt. Beim Bremer Brötchen? Der Bäckername erschliesst sich mir nicht so ganz. Das Kauferlebnis war schon eins, denn die kleine Bäckerbude am Contrescarpe-Durchgang sieht recht harmlos aus. Das Franzbrötchen dort ist wohl laut Bäckereifachverkäuferinaussage dort der Topseller. Und das will man beim Überschreiten der ein Euro Grenze auch meinen. Jedenfalls war es Liebe auf den ersten Blick. Das Brötchen sieht schon knusprig aus – hat aber auch die Teigdicke, die man aus Bremen kennt.
Kürzlich wurde ich auf sehr sympathische Art an meine Franzbrötchenleidenschaft erinnert. Heute wollte ich ein leckeres Brötchen ergattern. Nun. Es fügte sich, dass ich bei zwei verschiedenen Bäckern eingekauft habe. Garde hatte ein teigiges Franzbrötchen, was aber sehr saftig war. Bei Otten bekam ich ein auch leicht teigiges aber auch knuspriges Franzbrötchen. Otten hat heute gewonnen. Die Suche geht trotzdem weiter. Mehr Knusper, weniger Teig
Ich habe mir jetzt kurz noch eine Reihe in den Kopf gesetzt, in der ich Musikvideos, die in Bremen spielen, vorstelle. Hastedt Gangsta ist sofort eine Entdeckung gewesen. Es bedient alle Hip Hop Musikvideo Codes und spielt tatsächlich in Großgebiet von Bremen Hemelingen. Eine schöne Stadtansicht. Die Hiesigen können den Stadtteildiss im Idealfall mit einem Augenzwinkern geniessen. Jedenfalls wünsche ich mir das.
Vivian Maier hat mich beeindruckt. Mit ihrer Rollei ist sie wie mit einer Kindergartenbrottasche durch das vergangene New York gezogen. Aus Retrogründen hatte ich kurz den Spleen, jetzt auch mit einer solchen Rollei rumzutigern. Aufgesetzt, wurde mir gesagt. Vivian hat das neueste Gerät gehabt. Dann sollte ich diese Zeitreise nicht umständlich antreten. Ich bleibe also bei meinem mobilen Allzweckgerät, dass „auch“ telefonieren kann.
Nun ist etwas sehr interessantes passiert. Leica hat eine limitierte Leica M Edition 60auf den Markt gebracht, die nicht nur den Retroansprüchen der modernen Konsumentin gerecht wird, sondern auch noch eine Anti-These der digitalen Fotografie mit sich bringt. Es ist eine asketische Kamera. Und: es gibt kein Display. Ich finde, diese unglaubliche Kamera ist das krasseste zeitgenössische Statement in der digitalen Fotografie. Was kann danach noch kommen? Es stellt den Produktionsprozess in Frage und kommt auf das Wesentliche. So steht es ja auch in der Produktbeschreibung. Würde ich sofort nutzen. Vielleicht sollte man die Überlegungen von Wolfgang Tillmans zur Arbeit mit digitaler Fotografie noch mal aus der Internetschublade holen. Dort sagt er zum veränderten Arbeiten „Zuerst habe ich festgestellt, dass die digitale Vollformatkamera viel schärfer ist als Film. Und damit hatte ich ein Problem. Dazu kam das komplette Auf-den-Kopf-Stellen der Psychologie der Fotografie, die immer ein Zwiegespräch war zwischen Fotograf, Objekt und dem imaginären Bild, das man sich vorstellt, denkt, erhofft. Plötzlich hatte ich einen kleinen Monitor auf der Kamera und das Ganze ist zu einem Dreiecksgespräch geworden. Das ist ein extremer Fuck-Up für das System und dessen Psychologie!“
Spannend sind noch die Diskussionen zum Kameralaunch. Die artikulierte Empörung bei fehlendem Display.