Busfahrten empfinde ich meist als lästig. Zumindest Linienbusse. Da kommt kein Reisegefühl auf, sondern das schale Gefühl von „AufindieFischfabrikGenossen“. Bin also im Omnibus der Uni-Schnöselviertel-Gewerbegebiet-Sozialbau-undzurück in Richtung zurück unterwegs. Der Sitz ist von der Art, wie es Reisende mit Gepäck mögen: ein Platz – aber breiter. Nun wird es voll und eine russische Mitfahrerin kommt samt Kind in die Nähe. Jetzt fängt die russische Berieselung an. Verstehe nur Brocken. Wenn sie wüsste, dass ich born in the GDR bin … Die resolute Mutti bringt mich sogar dazu, meinen Rucksack gegen einen ängstlichen Jungen an meiner Seite zu tauschen. Kaktebjaszowut hätte ich mich fast beim Kind eingeschleimt, aber nur fast. Reisestille. Irgendwann aber wird ein neuer breiter Platz frei. Für mich von La-Mama reserviert.
Ende gut.
Alltag
Wenn man in der Stadt lebt und die Waldsehnsucht kommt. Was tun? Der Winter präsentiert sich am goldenen Tag der Woche, der Sonnabend für jene heißt, die sich im Vierzigstundenbüroangestelltendasein wiederfinden. Ein kalter Tag. kein Auto. Harz, Oldenburg, Hude oder Verden sind verworfen. Nach Schierbrok geht es. In die ländliche Gegend bei Delmenhorst. Der harte Winter schlägt zwar zu, doch das Authentische beginnt schon beim tiefen Schritt, der vom Zug zum Bahnsteig nötig ist. Alles in Ordnung hier. Ponys kauquietschen den Rasen. Ein Steingrab zweigt sich bei Stenum.
Und das Schneegesicht:
Vielleicht eine Katze oder doch ein Kampfhamster, der da gesucht wurde? Inflationär suchen in manchen Stadtvierteln die glücklichen Familien ein Kauf-Haus oder gesittete Wohnungen. Hier hat die Witterung einen gar gruseligen Streich gespielt. Im Dunkeln und achtundzwanzig Tage später sieht es dann so aus. Ist das Ding wieder da, so verschwindet das Motiv vom Suchzettel.
Zu viele Vermutungen die doch auf eines hinauslaufen: ein offenes Ende.
Schaut weniger Horrorfilme!
Die neue DDR liegt im Westen, tief im Westen. Das sind nicht nur die Berge und Täler. Nein. Es sind die Häuser und Verklinkerungen. Es ist das braune Spiegelglas und die beigen Bäder in Mietshäusern. Der Kölner Sanitärstandard und der Duft nach frisch gedruckter BUNTE oder GALA.
Kaugummis mit Zucker, betagte Rentner. Zum Beispiel Itzehoe. Yeah. Unbrisant sitzt es dort im Norden und doch findet sich in der Innenstadtperipherie diese kleine Musikinsel. Ein Musikcafé voll mit Berufsjugendlichen, Schallplatten und Bohnenkaffee/Bier-Ausschank. Die Welt ist noch in Ordnung: es gibt den Horten.
In Bremen findet sich auch die ein oder andere Insel der BRD.
Bei Feinkost Webner in Schwachhausen fallen alle nicht namentlich bekannten Kunden sofort auf. Prompt wird einem kein schöner Tag gewünscht. Im Lestramarkt geht alles ganz serviceorientiert ab. Eine tolle Weinecke. Fleischtheke mit Nummernziehvorrichtung. Minutiöse Beratung.
Das Renovierte in Bonbonfarben finden wir in Leipzig, Köthen oder Rostock. Der Darß ist frisch gepflastern, gleich einem Schnellrestaurantparkplatz. Auch in Binz findet sich der Urlauber im Ordentlichen, seelenlosen Universum wieder.
à suivre
Kompliziert kommt das Französische mit seinen vielseiten Facetten daher, die Eventualitäten ausdrücken. Das geschieht nicht zuletzt durch ein Netz aus Zeitformen.
Grammatikalisch ausgedrückt und in die Realität zurück geholt, könnte die platte Schlussfolgerung sich als Abziehbild auf die Einstellung zur Zukunft legen.
Viel drumherum geschrieben, geredet. Andere Formen in Schrift und Mündlichkeit – was in eine grammatikalische Klassengesellschaft ohne Egalität führen kann.
Wer nicht mit dem richtigen Sprachregister vertraut ist – ist raus.
Das alles bringt mich zu einem Blick ins Nachbarland Niederlande. Die Zukunft wird dort sehr unmittelbar ausgedrückt.
Fast drückt das Unmittelbare ohne Endung und chichi eine regelrechte Gewissheit ob der Dinge die da kommen mögen aus.
Komplexitäten könnten dort auch in anderen Bereichen liegen, die mir bislang beim autodidaktischen Sprachkontakt nicht untergekommen sind.
Das niederländische Futur hat mir zumindest einen Moment lang ein gutes Gefühl vermittelt.
Also: alles wird gut.
Im Krankenbett können Bücher auch kapitaler Bestandteil des Tages werden. Reise-Bla dachte ich kurz ängstlich bei Europa kreuzweise. Geldsackgeplapper über das Essen? Quatsch. Das liest sich wie eine Blixa-Rezitation. Ganz vertraut und nebenbei ein bisserl Musikgeschichte. Wirklich zum Nahelegen.
Mein Aufziehvogel heißt übrigens Austernfischer und tschilpt hier in Autobahnwildnis, Uniwald und Blockland herum. Ein Theater. Ich glaube, er ist verliebt….
Heute war ich an einer Maulwurfrettungsaktion beteiligt. Alles fing am Elefanten hinter dem Hauptbahnhof an. Ein Rabe stochert so im Efeu rum – eigentlich macht er gerade einen wehrlosen Maulwurf fertig. Das konnte verhindert werden. Mit einer Rückführung ins dichtere Efeu ist er nicht klar gekommen. Ein vorgeschaufeltes Loch war auch nicht der Bringer. Glücklicherweise gab es auf der Nachbarwiese ein paar echte Gangeingänge. Die Hauptrolle in der Aktion spielte ein gewisser großer Mann.