Vibration, Stress und Gruppe. Nach einem Tag im intensiven Gespräch oder verbracht im Strudel der Businesskleinigkeiten und Kompetenzverschiebungen sitzen wir als Zuschauerinnen in Hiatus. Mein Tag war sehr gut. Klar bin ich gerade aufgewühlt, aber auch wohlwollend. Meine Begleitung hat sich gerade noch rechtzeitig aus dem Büro und einer Problemsituation ins Theater begeben. Handy aus, Licht aus. Jacke weg. Warum ich das erzähle? Weil wir uns in Hiatus in viele situative Micro-Konfrontationen begeben.
Bremer Theater
Szenen im Hochhaus. Nein, kein Spuk im Hochhaus. Das freistehende Hochhaus als Obelisk der Integration und Verständigung. Nein. Der Solitär, jenes einzelne viel-geschössige Hochhaus lässt die Leute unter sich. Eng beieinander haben sie doch so verschiedene Träume. Ruhm, Geld, Auto. Oder ganz anders. Saschas Träume gehen in eine andere Richtung. Erstens: den Stiefvater Vadim ermorden und damit den Mord ihrer Mutter rächen. Zweitens: ein Buch über die ihre Mutter schreiben. Sascha bewegt sich zwischen den anderen deutsch-russischen Bewohner*innen des Hochhauses. Der angrenzende Scherbenpark bildet tagsüber den Hotspot und strotzt nur so vor Aggression in unterdrückter und nicht-unterdrückter Form.
Saschas will da raus. Sie ist gut in der Schule, Mathe, Physik.
Zwei Einakter von Puccini finden hier zusammen in einem Abend am Theater Bremen.
Als sozialkritische Miniaturen ohne Kitsch werden sie beschrieben, diese beiden Teile.
Die Erwartungen waren diffus. Ich habe im Fall von Fairy Queen ein Stück über die Bühnenbilderkundung und die unbesetzte Probebühne kennen gelernt. Im Rahmen einer Theaterführung kam das Stück auf mich zu und zog mich mit diesen abenteuerlichen Formen in seinen Bann. Ansonsten wusste ich: Großes Haus, spartenübergreifendes Stück. Viele Beteiligte. Bewusst habe ich vor dem Schauen nichts weiter gelesen. Ich wollte unbelastet sein. Mich mutig dem Stück stellen. Werde ich auf andere Assoziationswege kommen?
Ich bin eingeladen. Die Party startet ab sieben Uhr und ich setze mich da hin, wo Platz ist. Es gibt irgendwelche Schaumstoffkissen-Sitzgelegenheiten. Oder auf die Treppe? Lieber auf den Sessel? Andere stehen an der Bar herum. Geht es schon los. Ja. Es gibt eine Band. Gitarre, Bass, Schlagzeug. Ich habe viel zu schauen. Entdecke, dass es andere Räume gibt und Projektionen. Ich befinde mich in einem begehbaren Theaterstück!
Neulich vor dem Bildschirm entdeckt. Die Serie Mr. Robot. Die erste Folge hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Der Hacker Elliot malocht tagsüber in einer Sicherheitsfirma und hackt sich nachts in das Leben anderer. Er nennt es Menschen lesen. Aus all den digitalen versteckten und offenen Hinweisen macht sich Elliot ein Bild und schreitet zuweilen wie ein Schutzengel ein. So ganz rosig ist das alles gar nicht. Seine Kindheit war nicht sonderlich leicht. Der Vater stirbt früh und tragisch. Die Mutter verarbeitet den Verlust durch besondere Boshaftigkeit. Elliot fühlt sich in Menschenmengen unwohl, er will nicht angefasst werden. Regelmäßig plagen ihn Angstzustände, die er mit Drogen zu bekämpfen versucht. Seine Sandkastenfreundin hat ihn in diese Sicherheitsfirma geholt. Da sitzt er nun und arbeitet für den Großkunden E-Corp. Evil Corp nennt er die Firma in seinen inneren Monologen. Überhaupt hält er den Alltag nur durch den ständigen Dialog mit seiner inneren Stimme aus.
Plötzlich trifft er Mr. Robot, der ihn in eine neue Dimension mitnimmt.
Revolution durch Hackerangriff?