Ab Mitte August startet wieder das Musikfest Bremen. Zum allerersten Mal bin ich vor unzähligen Jahren als Neubremerin per Zufall in das wuselige Treiben der Nachtmusik herein gestolpert. Woher kommen plötzlich all die festlich angezogenen Bremer*innen? Diese unverwechselbare Stimmung aus Freude an Festival und Ehrfurcht vor großen Konzerten hat die ganze Innenstadt für einen Abend verwandelt. Als Zaungast habe ich hier und dort Konzertfetzen mitbekommen. Ein schöner Abend. Klar, Festival verbinden jetzt im Sommer viele eher mit Zelten, Sonnenbrand, Matsch und Klassenfahrt. Die Große Nachtmusik eröffnet traditionell das Musikfest Bremen, was in diesem Jahr am 19. August beginnt und bis zum 9. September viele international bekannte Stars aus Jazz, Oper, Barockmusik und Konsorten bereit hält.
Das seid Ihr jetzt von mir nicht gewohnt. Normalerweise gibt es Indie-Pop, Noise-Konzerte oder Jazz und jetzt rede ich über das Musikfest? Vor ein paar Jahren hätte ich vielleicht auch so gedacht. Inzwischen hat sich meine Meinung geändert. Natürlich hatte ich es leicht. In meiner Studienzeit in Leipzig war ich häufig auf den verschiedensten Konzerten von Bach bis Big Band. Die Freundschaft und Bekanntschaft mit den ein oder anderen Profimusiker*innen hat mich unvoreingenommen an das Thema herangeführt. Hinzu kommt, dass ich mich ja grundsätzlich für Musik interessiere und gern ganz neue Sachen live erlebe. Das führt offensichtlich noch immer dazu, dass ich mit vielen Musikfreund*innen bekannt oder befreundet bin und häufig neue Tipps bekomme.
Ich habe in der Vergangenheit einmal eine beindruckende Performance im Musikfestprogramm erlebt, einmal akustischen Techno erlebt und mich von einem Klavierkonzert mitreißen lassen. Deswegen empfehle ich, das Programm einfach mal anzusehen. Alternativ könnt Ihr meinen Tipps folgen.
Meine Konzerttipps für das Musikfest 2017
Klassische „Klassikfans“: Die Große Nachtmusik öffnet die Herzen. Unter freiem Himmel in toller Atmosphäre. Am 19 August in Bremen.
Minimalist*innen: Ein Klavierabend. Im vergangen Jahr hat mich der Klavierabend von Daniil Trifonov sehr berührt und in diesem Jahr ist Herr Trifonov auch da, allerdings nicht zum minimalistischen Klavierabend. Der Klavierabend am 22. August in der Glocke wird wieder durch einen gefeierten Pianisten mit Leben gefüllt. Fazil Say wird nicht nur Chopin, Beethoven und Satie sondern auch Eigenkompositionen spielen. Der Videoauschnitt hier verspricht ein ergreifendes Erlebnis.
Opernliebhaber*innen: Für Operfreunde bieten sich verschiedene Gelegenheiten. Mein Vorschlag wäre „La Clemenza di Tito“. Hier ist am 25. August die Musik zu Mozarts letzter Oper seria zu hören. Teodor Currentzis, der in der Szene ein sehr gefeierter Dirigent ist, verwandelt so ein Konzert sicher in ein besonderes Erlebnis. Er gilt als „Klassikrebell“. Er findet in den bekannten Stoffen immer neue Seiten und verändert auf seine Art auch das Klassik-Image.Seine charismatische Persönlichkeit ist obendrein sicher „in Aktion“ sehr bemerkenswert.
Hip-Hop & Soulfreund*innen: Das Musikfest-Surprisekonzert Nummer I mit Takya Kurode an der Trompete und seinem Ensemble vereint viele Stile von Post-Bob über Hip Hop bis zu Electronica. Das alles in der Jazz-Marschrichtung. Der Zigzagger spielt am 29. August um 21 Uhr im BLG Forum.
Noise, Neue Musik-Freund*innen: Schlagzeug satt verspricht das Musikfest Surprise III mit dem Esegesi Percussion Quartet. Auf dem Programm stehen am 31. August im BLG Forum um 21Uhr Werke von Iannis Xenakis, Steve Reich und John Cage aber auch Johann Sebastian Bach. Das Konzert interessiert mich ganz besonders.
Musical- und Popfans: Auf nach Bremerhaven. Das Open Air namens „Summertime“ verspricht mit Dee Dee Bridgewater und Kurt Elling und dem Metropole Orkest einen unterhaltsamen Abend. Das Metropole Orkest wird als eines der größten Pop-und Jazzorchester gehandelt.
Kleiner Ratgeber zum Musikfest Bremen
Das Musikfest vereint viele verschiedene Spielstätten und findet nicht nur in Bremen statt. Konzerte gibt es in diesem Jahr in Bremerhaven, aber auch in Jever oder Verden. Teilweise wird hier ein Busshuttle von Bremen aus angeboten.
Mehrere Reihen können grob unterteilt werden: Die Große Nachtmusik als Eröffnungsveranstaltung bietet mehrere Open Air Konzerte an einem Abend in der Bremer Innenstadt. Gleichzeitig findet das Arp-Schnitger-Festival statt, welches sich hauptsächlich der Orgelmusik widmet. Das Musikfest Surprise bildet mit drei Veranstaltungen so eine kleine Reihe moderner oder jazziger Musik. Traditionell können sich Familien über ein Familienkonzert freuen, hier sind aber Kinder ab 6 Jahren und nicht jünger angesprochen. Die Overseas Reihe ist auch von Jazz oder World Music geprägt.